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Vom Gerberhaus zum Dr.-Erich-Mulzer-Haus

Dr.-Erich-Mulzer-HausDr.-Erich-Mulzer-Haus.
Lange haben die Altstadtfreunde um das Haus in der Weißgerbergasse 10 aus dem Jahr 1390 gekämpft. Während Vorbesitzer das Gebäude unbedingt abreißen wollten, die Stadt Nürnberg dieses Ansinnen jedoch glücklicherweise immer wieder ablehnte, haben sich die Altstadtfreunde nach langem Zögern im Jahr 2000 zum Kauf entschlossen. Das Wagnis war allerdings viel größer als gedacht. Unübersehbar waren das undichte Dach – der Regen drang bis zum Erdgeschoss vor – und die extreme Durchbiegung der Decken. Völlig überraschend wurde dann auch noch festgestellt, dass die Standsicherheit des Hauses entgegen früheren Untersuchungen nicht gegeben war.

Doch die Altstadtfreunde haben es geschafft! Nach vielen Mühen haben sie Anfang Oktober das restaurierte und sanierte Haus offiziell eingeweiht und allen Wissbegierigen vorgestellt. Knapp 4000 Menschen wollten das zukünftige Domizil der Altstadtfreunde sehen. Und waren begeistert!

Sanierung: 2002 begannen die Arbeiten. Die notwendige Fundamentierung wurde archäologisch begleitet, was faszinierende Einblicke in das Leben der ersten Nürnberger gestattete. 2005 startete die eigentliche Sanierung, beginnend mit dem eindrucksvollen Dachstuhl. Es folgte die statische Sicherung der Fachwerkkonstruktion mit einer langen Prozedur des Zurückdrängens der Verformung. So konnten ca. 49 cm der ursprünglichen Durchbiegung von 60 (!) cm rückgängig gemacht werden.

Erwähnt wird die Weißgerbergasse 10 bereits 1389 und der letzte nachweisbare Gerber ist hier wohl um 1539 verstorben. Seine Witwe heiratete einen Schreiner und danach wurde das Gebäude fast 300 Jahre von Schreinern bewohnt. Von 1817 bis etwa 1950 wurde dann im Erdgeschoss eine Metzgerei betrieben. Ab den 1970er Jahren bestand hier die Kneipe "Zum Schusserboum".

Die einzelnen Nutzungsphasen haben deutliche Spuren hinterlassen. Neben dem Dachstuhl von 1390 wurden weitere Zeugnisse des Gerberhandwerks vor allem bei den Grabungen gefunden, seien es die Reste von Bottichen oder Schafs- und Ziegenknochen. 1728 erfolgte der barocke Umbau. Nur wenig später entstand ein prächtiger, holzvertäfelter Raum mit Kassettendecke, beides mit aufwändiger Malerei geschmückt. Die Kriegszeit überstand das Haus ohne große Beschädigungen, doch bereits wenig später wurde der schlechte Zustand des Dachstuhls beanstandet. Bald ging es noch rapider bergab mit dem Baudenkmal, zum Ende des 20. Jahrhunderts war der Zustand des Hauses fast hoffnungslos. Die Obergeschosse standen leer, Leitungen und Fußböden waren verschwunden. Das abgedeckte Dach war lediglich mit einer Plane geschützt. Das einst so stolze Gerberhaus war fast dem Untergang geweiht.

Neue Nutzung: Doch jetzt setzt das markante Eckgebäude wieder einen Glanzpunkt in der historisch geprägten Weißgerbergasse. Neben einer Wohnung im zweiten Obergeschoss wird das Haus das Büro und die Bibliothek der Altstadtfreunde beherbergen. In Erinnerung an den verstorbenen Ehrenvorsitzenden, Dr. Erich Mulzer, trägt das Haus seinen Namen.

Text und Bild: Altstadtfreunde Nürnberg e.V.

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